top of page

VETIVER -Die ökologische Wunderpflanze

Autorenbild: Anne Amaru Anne Amaru

Aktualisiert: 16. Jan. 2024

Vetiver ist ein Gras mit ganz besonderen Eigenschaften, die leider wenig geläufig

sind und auch kaum bekannt gemacht werden. Die Pflanze hält das Wasser im Boden und verhindert Erosionen. Damit trägt sie zur ökologischen Erhaltung des Bodens bei, was in den trockenen Gebieten Perus ein wahrer Segen sein kann. Eine weitere, sehr wichtige ökologische Bedeutung ist, das sie ganze 60 Tonnen CO 2 pro Hektar im Jahr binden kann!



Ursprünglich stammt die robuste Grasstaude mit dem wissenschaftlichen Namen „Chrysopogon zizanioides“ aus Indien. Das "tausendjährige Kraut" passt sich leicht an verschiedene Klimazonen an, Südamerika erreichte es bereits von mehr als 100 Jahren. Die Pflanze wird mittlerweile in mehr als 100 Ländern der Erde genutzt, neben Peru auch in Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Chile.


Das Gras bildet Wurzeln, die 3 bis 4 m vertikal in die Erde wachsen. Die wundersame Pflanze kann ein halbes Jahr ohne Wasser überleben und paradoxerweise genauso in Wasser, wo sie eine reinigende Wirkung entfaltet. Um Kulturen herum gepflanzt oder am Hang wirkt sie wie ein natürlicher Wall. Damit schützt sie die Erde vor dem Abrutschen und kann sogar nach Umweltkatastrophen genutzt werden, um weitere Gefahren bzw. ein weiteres Abrutschen der Erde - durch z. B. Wasser- zu verhindern. Das vertikale Wachstum der Wurzeln verhindert auch, das sie anderen Pflanzen in die Quere kommt.


Die Wurzeln halten die Boden-Mikroorganismen fest und es bilden sich Wurzelpilze, sogenannte Mykorrhizen, die das Bodenleben verbessern helfen. Günstig ist auch, das das Gras sich nicht mit Samen vermehrt; damit kann es nicht unkontrolliert wuchern. Vetiver wird durch Teilen vermehrt.


Die Bedeutung von Vetiver für Peru

Seit über 15 Jahren unterstützen Alois Kennerknecht und Joachim Böhnert den Aufbau eines peruanischen Vetiver Netzwerkes. Beide kamen durch ihre Arbeit mit der Deutschen Entwicklungshilfe nach Peru und sind langjährige Mitglieder des internationalen und südamerikanischen Vetiver-Netzwerkes, das sich für die vielversprechende und zukunftsträchtige Technik des Vetiver-Systems für Boden und Wasserkonservierung in den Zeiten des Klimawandels einsetzt. (www.vetiver.org).


"Alles begann mit der Idee zu überprüfen, ob es wirklich stimmt, was vom Vetiver behauptet wird. Dabei wurden alle Erwartungen übertroffen!"

Vorher/Nachher

2007 hörte Alois Kennerknecht zum ersten mal von seiner damaligen Praktikantin, Heike Sprenger, von Vetiver. Zu dieser Zeit fand sich die Pflanze nur vereinzelt in Peru. Er verfolgte die Idee, die Pflanze in Peru zu verbreiten und mietete Land für die Vermehrung an. In sozialen wie militärischen Einrichtungen, wo bereits ökologischer Gartenanbau und organische Müllverwertung durch das Ecosilosystem "ALKE" betrieben wurde, wurden Versuchsparzellen eingerichtet.


Seine Firma ALKE E.I.R.L, die er mit seiner Frau, Maria Tupac Yupanqui de Kennerknecht, aufgebaut hatte, liefert die Vetiver Pflanzen, die in der Regel für Erosionsschutzmaßnahmen bestimmt sind, in die abgelegensten Gebiete Perus - sowohl an die Costa (Küste), in die Sierra (Gebirge) als auch Selva (Regenwald). Mit der Zeit entwickelte sich die Nutzung für viele verschiedene Bereiche wie z. B. in der Landwirtschaft, Agro-Forstwirtschaft, Minen, im Straßenbau, bis hin zur privaten Wasserreinigung in Hotels und Agroindustrie.

Vetiver in Sozial- und Schulprojekten

Im Jahre 2015 erhielt Alois Kennerknecht auf dem 5. internationalen Vetiver Weltkongress in Danang/Vietnam den Nick Dolphin Award Preis von 750.00 US$ und nahm dies zum Anlass, die Verbreitung von Vetiver in Sozial- und Schulprojekten zu forcieren. Dafür wurde das " 1 : 3 System" ausgearbeitet, und innerhalb von 5 Jahren 700 000 Vetiverpflanzen systemisch verbreitet: Für eine erhaltene Vetiverpflanze wurden nach Ablauf eines Jahres jeweils 3 Vetiverpflanzen an eine weitere Einrichtung weitergegeben. Eine sehr schöne Idee, wie ich finde.


Ein weiteres beeindruckendes Beispiel für ein Projekt in Peru ist die Pflanzung von 64000 Vetiver-Setzlingen am Puente Inambari, wo die "Carretera Transoceánica" (übersetzt: transozeanische Landstraße) Peru mit Brasilien verbindet. In Lima sind für den "Parque Bicentenario Miraflores”, der noch im Bau ist, 7242 Vetiverpflanzen mit eingeplant.


In den Anden wird mit Vetiver auf verschiedenen Meereshöhen experimentiert: Sensationeller Erfolg am Titicacasee

Laut Literatur liegt die Höchstgrenze für Vetiver bei 2600 msnm. Versuche in Huaraz auf 3200 msnm und in Cuzco auf 3500 msnm wurden von Alois Kennerknecht bereits erfolgreich erprobt. Nun bekam er die Bestätigung, das Vetiver in Puno und Desaguadero auf fast 4000 msnm gedeiht. Das ist ein grosser Erfolg, denn der Titicacasee wird täglich von einem Teil der dort lebenden Bevölkerung verschmutzt und benötigt dringend Hilfe zur Reinigung. Umweltschützer warnen bereits vor dem Untergang des südamerikanischen Sees. Seit Jahren war es daher der Wunsch von Alois Kennerknecht, das Vetiver dort erfolgreich zu installieren. Das Projekt war nicht einfach umsetzbar, da er dort keinen Rückhalt durch echte Vertrauenspersonen fand. Nun ist es geschafft, der wöchentliche Erfahrungsaustausch mit seinen letzten Kontakten über "Zoom" hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen.

Covid-19...

hatte die Projekte, die hauptsächlich durch Eigeninitiative zustande kamen, leider vorläufig zum Stillstand gebracht. Eine Fortsetzung der Versuche und auch der Beginn von Neuanpflanzungen ist ab Oktober 2021 vorgesehen.


Urbanisierung, grün, Vetiver
Vetiver zur urbanen Begrünung

Vor dem Ausbruch der Pandemie war ein Vetiver-Treffen von über 250 Interessierten in Peru geplant, um die Technologie weiter bekannt zu machen und zu verbreiten. Wünschenswert wäre es auch, das "1 : 3 System" an Schulen und Sozialeinrichtungen weiterführen zu können und Projekte mit Ökobauern ausarbeiten zu können. Diese hatten Interesse an der Gründung einer Vetiver-Genossenschaft und ähnlichen Aktivitäten bekundet, wie die Verwertung bzw. Verarbeitung von Vetiverstroh und Vetiverwurzeln:


Das Öl der Ruhe

Aus der Wurzel kann durch Wasserdampfdestillation das erdig, holzig duftende ätherische Öl extrahiert werden. In Indien ist es als das "Öl der Ruhe" bekannt. Sein Aroma hilft, Gefühle von Schwäche, Depression, Überempfindlichkeit, starker Anspannung und Angst zu beseitigen, es wirkt beruhigend und ist somit sehr effektiv bei der Behandlung von Schlaflosigkeit.

Aufgrund seines lang anhaltenden Aromas wird das Öl auch als Bestandteil für Kosmetik-Produkte und in Parfums geschätzt. Es fördert die Regeneration von Gewebe und Haut und eignet sich hervorragend für Cremes für die reife Haut sowie zur Behandlung gegen Verbrennungen, Wunden und Akne. Seine antiseptischen Eigenschaften werden auch für After-Shave-Lotionen genutzt.

 Kunsthandwerk Material: Vetiver
Sitzfläche - Material: Vetiver

Weitere Verwendungsmöglichkeiten von Vetiver:
  • Im Kunsthandwerk


  • als Baustoff

  • als Feuerbarriere

  • in der Medizin

  • als Treibstoff

  • zur Papierherstellung

  • als Viehfutter

  • Mulch und

  • zur Insektenbekämpfung (gegen Motten)...!

Anmerkung: Die Fotos wurden mir freundlicherweise von Alois Kennerknecht bzw. der Firma ALKE E.I.R.L. zur Verfügung gestellt.







910 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page