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EIN TAG OHNE WASSER

  • Autorenbild: Anne Amaru
    Anne Amaru
  • 10. Juni 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. Juli 2020

schärft die Sinne...


Eine der Empfehlungen der WHO lautet, sich die Hände zu waschen, um eine Ansteckung durch den Coronavirus zu vermeiden, aber bereits vor der Krise waren laut der 2018 durchgeführten Umfrage des INEI (Perus Nationales Institut für Statistik und Informatik) mehr als 3,6 Millionen Peruaner ohne Zugang zu Trinkwasser. Dies verteilt sich auf 2,1 Millionen in den ländlichen Regionen und 1,5 Millionen in den städtischen Gebieten.

 

Heute fiel das Wasser aus...

Jede Handbewegung die wir alltäglich im Umgang mit dem Wasser machen ist so selbstverständlich, das wir nie darüber nachdenken. Oft nehmen wir Dinge erst wahr, wenn sie uns fehlen...

So gegen 10 Uhr gehe ich zum Wasserhahn in die Küche, um mir Wasser für meinen Tee zu holen, als ich merke, das es zu versiegen beginnt. Ich nehme den Eimer, der unter der Spüle steht und lasse den Rest aus der Leitung hineinlaufen, damit ich noch ausreichend Wasser zum Spülen haben würde. Schnell nehme ich die Töpfe aus dem Schrank, aber leider ist es nicht genug, um Wasser zum Kochen übrig zu behalten. Ich entscheide mich deswegen einen Salat zuzubereiten und wasche das Gemüse mit dem abgekochten Wasser aus der Karaffe, die ich immer in der Küche stehen habe. Es reicht so gerade aus, um den oberflächlichen Schmutz von den Salatblättern abzuwaschen. Das Abkochen von Wasser ist schon lange Bestandteil meines alltäglichen Lebens in Peru...


Mir fällt meine peruanische Nachbarin Paola ein, die ihr Geschirr immer unter fließendem kaltem Wasser mit einer Paste spült, die sie mit einem kleinen runden grünen Schwamm aus einem Plastiktopf aufnimmt und auf dem Geschirr verteilt. Währenddessen fließt nicht nur alle 20 Sekunden 1 l Wasser in den Abfluss, sondern auch ziemlich viel von der Seife. Umweltbewusstsein wurde nicht erlernt. Heiß- oder Warmwasser hat sie nicht. Sie kann sich glücklich schätzen, überhaupt einen Wasserhahn in der Küche zu haben...

 
In Peru ist Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit

Oft reicht das Wasser nicht einmal aus, um die Grundbedürfnisse nach persönlicher Hygiene, Reinigung und zum Kochen zu decken. In der Hauptstadt Lima stehen im Durchschnitt nur

125 l Wasser pro Einwohner und Jahr zur Verfügung. Zum Vergleich: In Deutschland verbraucht jeder Einwohner 125 Liter Trinkwasser pro Tag.


Und obwohl Peru eines der 20 wasserreichsten Länder der Welt ist, ist diese Ressource im Land sehr ungleichmäßig verteilt und befindet sich nicht unbedingt dort, wo man es in großen Mengen benötigt. 70% der Bevölkerung leben an der peruanischen Küste und hat aber nur 1,8% des gesamten produzierten Wassers zur Verfügung.

Viele Häuser in Peru haben auf dem Dach einen Wassertank installiert, was für das deutsche Auge ein etwas ungewohntes Bild abgibt, aber notwendig ist, um solche Zeiten, des „Corte de Agua“ (Wasserunterbrechung) , die manchmal Stunden bis Tage dauern können, zu überbrücken.

Oft gibt es draußen vor dem Haus nur einen Waschplatz aus Beton, in dem die Wäsche gewaschen wird und nach dem Essen das Geschirr. (siehe Foto)


Viele Haushalte haben auch keine Dusche mit heißem Wasser. Nicht selten wird das Wasser mit Strom erhitzt und es befindet sich ein kleiner Schalter, der Ähnlichkeit mit einem Lichtschalter hat, neben der Dusche, wo man das Wasser sozusagen "warm schalten" kann. Es funktioniert aber nicht wirklich, mehr als lauwarm wird das Wasser dabei nicht. Jeder Europäer, der die losen Kabel und die Stromzufuhr neben der Dusche zum ersten Mal sieht, wird freiwillig kalt duschen.


In den noch ärmlicheren, ländlichen Wohngegenden wäscht man sich alternativ mit einem Schlauch oder füllt kaltes Wasser in eine Plastikschüssel. Auch Abwasser gibt es dort häufig nicht, die Toiletten sind einfache "Plumpsklos", in die Erde gegrabene Löcher mit einem betonierten Boden auf dem man sich in die Hocke setzt, mit einem kleinen, aus Wellblech gebauten Häuschen darüber.

 

.... Als das Wasser nach Stunden immer noch nicht wieder kommt, wird es mir doch ein bisschen nervig und ich rufe den Wasserzuständigen unserer Wohngegend an, um mich zu erkundigen, was denn eigentlich los wäre. Er erklärte mir, es würde sich um Reparaturarbeiten handeln und es würde noch bis morgen dauern, da das Ersatzteil, was man benötige gerade nicht auf Lager sei, man klappere noch die einzelnen Klempner-Geschäfte in der nahe gelegenen Stadt ab...


So plagen wir uns den ganzen Nachmittag mit dem Zustand herum und müssen uns dann vor dem Zubettgehen mit einer Katzenwäsche abfinden. Als ich eine Flasche Mineralwasser ohne Kohlensäure zum Zähneputzen mit ins Bad nehme, denke ich daran wie meine Mutter mir in Deutschland früher immer sagte, ich solle beim Zähneputzen nicht den Wasserhahn laufen lassen.


Ich hoffe, das das Wasser morgen wiederkommt und gehe schlafen...

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