Nach 2 Jahren Pandemie fand am 28. Oktober 2022 endlich wieder das traditionelle "Caral Raymi" statt.
Die 66 Hektar große archäologischen Stätte von Caral, die bereits seit 1994 ausgegraben wird, befindet sich im Supe-Tal an der zentralen Nordküste Perus. Das Volk von Caral gilt als die älteste Zivilisation des gesamten amerikanischen Kontinents. Die Ausgrabungen werden von Dr. Ruth Shady Solís, Direktorin der Caral Archaeological Zone, geleitet.
Caral war die Hauptstadt einer glanzvollen Zivilisation, die sich vor fast 5.000 Jahren entwickelte und wurde schließlich aufgrund einer verheerenden langjährigen Dürreperioden verlassen.
Wir waren bereits im Frühjahr an diesen faszinierenden Ort gereist und sehr beeindruckt von den Überresten der Pyramiden gewesen. Dabei konnten wir viel von der Geschichte dieser einzigartigen Kultur mit nach Hause nehmen. Als wir von dem Festival hörten, nahmen wir die nochmalige Dauer von 12 Stunden Autofahrt von Cajamarca über die Panamericana nach Caral auf uns. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt!
Caral Raymi ist eine Inszenierung, die uns das Leben der "Caral-Menschen" in ihren verschiedenen Bereichen mit sehr viel Liebe zum Detail näher bringt
Die Forschungen besagen, das es sich bei der Caral-Zivilisation um ein sehr fortschrittliches Gesellschaftssystem gehandelt haben musste, das mehr von Handel angetrieben wurde als von kriegerischen Handlungen. Hinweise dafür sind das Fehlen von Waffen und Mauern an der Stätte. Die Menschen waren mehr daran interessiert Ressourcen, Waren und Wissen mit Bewohnern aus dem Hochland und dem Dschungel auszutauschen. Die Gleichstellung der Geschlechter soll nach den Erkenntnissen der Archäologen dabei eine Selbstverständlichkeit gewesen sein.
Bilder von der Generalprobe
Ein musikalisches Volk
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Man fand verschiedene Musikinstrumente, wie einen Satz von 32 Querflöten, eine Gruppe von sogenannten "Antaras", "Quenas" und "Rasseln", die aus pflanzlichen Materialien und Tierknochen, wie Guanako, Hirsch, Kondor und Pelikan, hergestellt wurden.
Das Volk entwickelte große wissenschaftliche und technologische Kenntnisse
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Besonders faszinierend ist ihre erdbebensichere Technologie. Sie errichteten Gebäude auf übereinander liegenden Plattformen, in denen sie mit Steinen gefüllte Säcke , sogenannte „Shicras“ platzierten, die die seismischen Wellen zerstreuten. Sie errichteten auch stufenförmige Mauern, die in Abständen unterbrochen wurden und an den Ecken große Steine aufwiesen.
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Sechs Pyramiden sind erhalten geblieben, jede mit einer zentralen Treppe, die auf bestimmte Sterne ausgerichtet ist. Jedes dieser Gebäude hatte einen Altar mit einer zentralen Feuerstelle sowie unterirdische Leitungen, die Windenergie kanalisierten.
Das Schauspiel
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präsentierte Szenen des alltäglichen Lebens der ehemaligen Bewohner Carals. Wir erhielten Erklärungen über die verschiedenen Technologien, wir erfuhren, das man damals bereits mit Knoten (Kiphus) rechnete. Uns wurde auf den Instrumenten vorgespielt und mit Fischernetzen vorgetanzt.
Der Fischfang war wichtiger Teil der Wirtschaft, genauso wie die Landwirtschaft. Ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung war die Erstellung von jahreszeitlichen Aktivitätskalendern. Erstaunlich, wie viel Wissen die Menschen vor 5000 Jahren bereits besaßen. Wissen, das von nachfolgenden Kulturen übernommen wurde und nach der Eroberung durch die Spanier zu einem großen Teil leider verloren ging und erst jetzt wiederentdeckt wurde.
Tauschhandel
Die Bewohner von Caral bauten bereits Kulturpflanzen wie Baumwolle an und fertigten Kleidung mit natürlichen Farben und widerstandsfähigen Fasern daraus. Bei dem Stück wurden wir Zeugen des Tauschhandels mit diesen Materialien, konnten dabei zuschauen wie diese interkulturellen Beziehungen zum gemeinsamen Nutzen miteinander gepflegt wurden. Aufgrund dieser großen Bereitschaft zu geben, entwickelten sich komplexere Gesellschaften und der Einfluss der Caral-Kultur wurde so groß, dass sie bis in den Norden Perus vordrang, wie man an der Fundstätte Ventarrón in Lambayeque sehen kann, oder an anderen Fundstätten im Süden, wie in den Tälern des Chillón, Rímac und Asia.
Pachamama
Ein ganz besonderes Highlight des Caral Raymis waren die Szenen der traditionellen Zahlungszeremonie an Mutter Erde bzw. "Pachamama". Das Ritual, das als Zeichen des Dankes für die erhaltenen Geschenke und Gaben von der Schamanin durchgeführt wurde, zog die Zuschauer unmittelbar in seinen Bann. Sie wurde wunderbar dargestellt von der Schauspielerin und Lehrerin América Bazalar Rosadio, die auch als Kulturförderin und Kämpferin gegen Tierquälerei bekannt ist.
Dieses Ritual wurde als Zeichen des Dankens für die erhaltenen Geschenke in Anwesenheit des Herrn von Caral und der Dame von Miraya um den Feueraltar herum durchgeführt, auf dem Produkte aus dem Meer, des Tals, des Hochlands und des Amazonas geopfert wurden.
Diese wunderbare Szene wurde gekrönt von ihrer herrlichen Interpretation bekannter Lieder, u. a. „Agua de Estrellas“ komponiert von Miguel de Molina, mit diesem Text:
En tus ojos de agua infinita
Se bañan las estrellitas, mamá
Pachamama viene del cielo. 2x
Limpia, limpia, limpia Corazón Agua brillante
Llora, llora, llora Corazón Aguita dulce
Sana, sana, sana Corazón Agua bendita
Calma, calma, calma Corazón Agua del cielo – Mama
In deinen Augen von unendlichem Wasser,
wo die kleinen Sterne baden, Mama
Wasser des Lichts, Wasser der Sterne,
Pachamama kommt vom Himmel.
Reinige, reinige das Herz, glitzerndes Wasser
Weine, weine oh Herz, süsses Wasser
Heile, heile das Herz, gesegnetes Wasser
Beruhige, beruhige das Herz, Wasser des Himmels, Mama.
"Catu Caral"
Am Folgetag fand im Empfangszentrum von Caral die sehr interessante Ausstellung und der Verkauf von handwerklichen und landwirtschaftlichen Produkten der Bewohner der Gegend statt. Zudem fand ein gastronomischer Wettbewerb mit typischen und alten Gerichten statt. Zum Abschluss der Feierlichkeiten wurde das Runa Raymi, ein künstlerisches Festival, veranstaltet.
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